Die Beschützer
Früher waren sie Teil der Höfe und Kapellen, haben sie vor Unwetter und Dämonen behütet. Heute werden sie einfach gefällt. Ein fotografisches Denkmal für die aussterbenden Blitzbäume.
Text und Foto: Merlin Gröber
Die Sagen der nordischen Mythologie ranken sich um eine mächtige Esche mit dem Namen Yggdrasil. Sie verkörpert den Kosmos, sie ist der erste Baum der Erde, gewachsen aus dem Leichnam eines Riesen. Ihre Wurzeln werden von einem Drachen angenagt, unter den mächtigen Ästen halten die Götter Gericht. Für die Germanen waren Bäume beseelte Wesen, denen sie Milch Bier opferten̖. Sie pflanzten Bäume vor ihre Höfe, in der Hoffnung, Dämonen und Krankheiten fernzuhalten. Im Mittelalter schützten Linden, Eichen oder Eschen Gebäude vor Blitzschlag. Später wurden Obstbäume zu Geburten und Hochzeiten gepflanzt, sie symbolisierten Leben und Fruchtbarkeit. Bis heute stehen sie vor Kapellen, Wohnhäusern und Bauernhöfen. Nicht mehr als Dämonenschutz, sondern als Schattenspender, wenn überhaupt. Immer häufiger werden sie gefällt. Angst vor Schmutz und herabfallenden Ästen werden Hausbäumen zum Verhängnis. Zeit, ihnen ein fotografisches Denkmal zu setzen.